SPECIAL GUEST: ADELE BLOCH-BAUER II

  1. November 2023 – 11. Februar 2024

Nach umfassenden Forschungsarbeiten wird in einer Sonderpräsentation Gustav Klimts „Adele Bloch-Bauer II“ im Oberen Belvedere gezeigt.

In den renommierten Werkstätten des Belvedere in Wien erstrahlt Gustav Klimts Meisterwerk „Adele Bloch-Bauer II“ nach kunsttechnologischen Analysen und einer aufwendigen Restaurierung in neuem Glanz. Das herausragende Spätwerk des österreichischen Künstlers, datiert auf das Jahr 1912-13, kehrt nun aus Privatbesitz zurück und bietet Kunstliebhabern eine einmalige Gelegenheit, das Original bis Februar hautnah zu erleben. Die Restaurierung des Gemäldes ermöglicht nicht nur einen ästhetischen Genuss, sondern eröffnet auch Einblicke in die faszinierende Malweise Gustav Klimts. Aktuelle Forschungsergebnisse, die im Rahmen des Projekts gewonnen wurden, geben den Besuchern die Möglichkeit, die künstlerischen Techniken und Nuancen des Spätwerks zu studieren. Bis Ende Februar haben Kunstenthusiasten die exklusive Chance, sich von der zeitlosen Schönheit von „Adele Bloch-Bauer II“ inspirieren zu lassen und dabei tiefer in das künstlerische Schaffen Gustav Klimts einzutauchen. Die Rückkehr dieses bedeutenden Gemäldes in die österreichische Hauptstadt markiert nicht nur einen kulturellen Höhepunkt, sondern auch einen Moment des Staunens über die Kunstfertigkeit eines der bedeutendsten Maler des Wiener Jugendstils.

Generaldirektorin Stella Rollig: „Wir bedanken uns bei den Leihgeberinnen für das Vertrauen, eine kunsttechnologische Untersuchung und Restaurierung an diesem bedeutenden Werk Gustav Klimts durchführen zu dürfen, und freuen uns besonders, unseren Besucherinnen für kurze Zeit das Gemälde mit seiner Geschichte und neuesten Erkenntnissen präsentieren zu können.“

Das Belvedere, als führendes Kompetenzzentrum für die Erforschung von Gustav Klimts Kunst, hat erneut faszinierende Einblicke in die Werke des Jugendstilmalers gewährt. Durch kontinuierliche kunsttechnologische Analysen werden nicht nur die Gemälde des Belvedere selbst erforscht, sondern auch bedeutende Werke, die nicht Teil der hauseigenen Sammlung sind. Im Jahr 2023 stand dabei „Adele Bloch-Bauer II“ im Fokus, das vierte Werk Klimts, das einer intensiven Untersuchung unterzogen wurde. Bereits im Frühjahr des letzten Jahres wurden die kunsttechnologischen Experten des Belvedere aktiv, um „Wasserschlangen II“ zu erforschen. Doch die Analyse beschränkte sich nicht nur auf dieses Meisterwerk. Auch „Das Leben ein Kampf (Der goldene Ritter)“ sowie „Eugenia Primavesi“ wurden im Rahmen von Restaurierungsarbeiten genau unter die Lupe genommen. Die laufenden Analysen ermöglichen nicht nur die Aufdeckung von bisher unbekannten Details und Geheimnissen in den Werken Gustav Klimts, sondern bieten auch einen tieferen Einblick in den Schaffensprozess des Künstlers. Diese fortlaufende Forschung trägt dazu bei, das Verständnis für die Meisterwerke der Wiener Secession zu vertiefen und ihre zeitlose Bedeutung zu bewahren.

Stefanie Jahn (Leiterin der Restaurierung des Belvedere):„Durch eine ebenso schonende wie minutiöse Reinigung der Bildoberfläche von „Adele Bloch-Bauer II“ konnten die Grauschleier entfernt und die klaren Rosa-, Grün- und Blautöne wieder zum Vorschein gebracht werden. Mithilfe neuester Untersuchungsmethoden war es möglich, unter die Oberfläche des Bildes zu blicken und dabei Erkenntnisse über den Entstehungsprozess zu gewinnen.“

Durch modernste Technologien wie Röntgenbilder und Infrarotreflektografie offenbart sich eine bisher unbekannte Seite von Gustav Klimts Meisterwerk „Adele Bloch-Bauer II“. Die neu entdeckte erste Komposition präsentiert Adele in einer veränderten Pose und rückt sie näher an die Betrachter heran. Auf einem ovalen Teppich stehend, zeigt sie ein raumgreifenderes Kleid, während ihr Hals unterhalb der Juwelenkette frei liegt. Markant ragt ihr opulenter Federhut bis an den Bildrand, verleiht dem Gemälde eine zusätzliche Dimension und verändert damit die bisherige Wahrnehmung dieses ikonischen Werks. Die detaillierten Aufnahmen ermöglichen es, die Entwicklung des Gemäldes nachzuvollziehen und die künstlerischen Entscheidungen Gustav Klimts zu erforschen. Diese neuen Einsichten in die erste Komposition von „Adele Bloch-Bauer II“ bieten nicht nur Kunstexperten, sondern auch Kunstliebhabern die Möglichkeit, die Evolution dieses bedeutenden Gemäldes genauer zu verstehen und zu schätzen. Es zeigt einmal mehr, dass die fortschreitende Technologie einen wertvollen Beitrag zur Entschlüsselung der Geheimnisse großer Kunstwerke leisten kann.

Kurator Markus Fellinger: „Adele Bloch-Bauer II“ ist das erste große Auftragsportrait, das Klimt in seinem modernistischen Spätstil umsetzte. Im Gegensatz zu ihrem fünf Jahre zuvor gemalten ersten Portrait präsentierte er Adele Bloch Bauer nun frontal stehend, als starke selbstbewusste Frau. Leuchtende Farben prägen das Bild. Auf den ersten Blick wirkt die Malerei mit virtuoser Sicherheit umgesetzt. Wir wissen aber durch die Untersuchungen, dass Klimt das Bild stark überarbeitet hat, dass er intensiv um die optimalen Formen gerungen hat.“

Der Name Bloch-Bauer ist untrennbar mit dem Belvedere verbunden, seit Adele und Ferdinand Bloch-Bauer bereits im Jahr 1919 ihre beeindruckende Sammlung von Gustav Klimts Gemälden dem Museum zur Verfügung stellten. Ein kulturelles Erbe, das über die Jahrzehnte hinweg bewundert wurde. Jahrzehnte später nahm die Geschichte der Bloch-Bauer-Gemälde eine dramatische Wendung, als sie zu einem der weltweit aufsehenerregendsten Fälle von Kunstrückgabe wurden. Im Jahr 2006 entschied ein Schiedsgericht, dass „Adele Bloch-Bauer II“ und vier weitere Werke an die Rechtsnachfolger der Bloch-Bauer-Familie übergeben werden sollten. Diese historische Entscheidung markierte einen bedeutenden Schritt in der Anerkennung von Restitutionsansprüchen, für während der Nazi-Ära enteignete Kunstwerke. Nach der Rückgabe im Jahr 2006 erlebte „Adele Bloch-Bauer II“ eine weitere Phase ihres kunsthistorischen Lebens. Im selben Jahr fand eine Auktion statt, die das Gemälde in wechselnde Privatbesitzverhältnisse überführte. Seitdem hat das Meisterwerk von Gustav Klimt seine Reise durch die Kunstwelt fortgesetzt, stets von der faszinierenden und kontroversen Geschichte seiner Entstehung und Rückgabe begleitet.

Am 16. November kehrte auch Gustav Klimts Bild „Judith“ ins Obere Belvedere zurück. Das Werk war als Leihgabe in der Ausstellung „Secessionen. Klimt, Stuck, Liebermann“ in der Alten Nationalgalerie in Berlin zu sehen gewesen. Ein Blick unter die Oberfläche von Klimts Farbenwelten wird 2025 die Ausstellung „Gustav Klimt. Pigment & Pixel“ im Unteren Belvedere ermöglichen.

„Special Guest: Adele Bloch-Bauer II“ wurde ermöglicht durch die Kooperation mit Rosaline Wong and HomeArt.

Oberes Belvedere
Prinz Eugen-Straße 27
1030 Wien

Montag bis Sonntag: 9 bis 18 Uhr

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