GESCHICHTE
Die Kaisergruft (Kapuzinergruft) ist die größte und bedeutendste ihrer Art. Sie befindet sich unter der Kapuzinerkirche, am Neuen Markt in der Wiener Innenstadt. Sie ist die letzte Ruhestätte der kaiserlichen Familie Habsburg und dokumentiert damit mehr als drei Jahrhunderte österreichische Geschichte. Kaiserin Anna, die Gemahlin von Kaiser Matthias, legte 1618 testamentarisch fest, dass ein Kapuzinerkloster samt Begräbnisstätte für sie und ihren Gemahl innerhalb der Stadtmauern Wiens errichtet werde. Die Grundsteinlegung erfolgte am 8.September 1622.
Zu jener Zeit hieß der Neue Markt noch „Mehlmarkt“ oder „Mehlgrube“. 1633 waren Kirche und Gruft soweit hergestellt, dass die sterblichen Überreste der Kaiserin Anna und ihres Gemahls in die Kapuzinergruft überführt werden konnten. In der Gruftanlage haben bis heute 146 Personen, darunter 12 Kaiser und 19 Kaiserinnen und Königinnen, ihre letzte Ruhestätte gefunden.
BEGRÄBNISZEREMONIEN
Die meisten Bestatteten wurden nach der Sezierung einbalsamiert und ihre Eingeweide in kupfernen Urnen in der Herzogsgruft zu St.Stephan bestattet. Ihre Herzen, aufbewahrt in silbernen Bechern, kamen in die Herzlgruft von St. Augustin (Tradition der getrennten Körper-, Herz- und Intestinabestattung des Wiener Hofes). Die Toten ruhen in Holzsärgen, die mit Samt überzogen und mit Metallbeschlägen verziert sind. Für die Särge der regierenden Herrscher und ihrer Gemahlinnen wurde schwarzer Samt und Goldstoff, für die der Erzherzoge und -herzoginnen roter Samt und Silberstoff verwendet. Diese einfachen Särge wurden dann in die Prunksarkophage gebettet. Zu jedem Sarkophag gibt es zwei Schlüssel. Einen verwahren die Kapuzinerpatres, der andere liegt im Schlüsselschrank der Geistlichen Schatzkammer der Hofburg.
Die Begräbniszeremonie erfolgte so, dass der Leichenzug, von der Hofburg kommend, nach der Aufbahrung in der Hofburgkapelle bzw. im Stephansdom zum Kirchentor des Kapuzinerklosters zog. Dort erwartete der Kustos der Kaisergruft mit den Patres den Trauerkondukt und geleitete diesen in die schwarz ausgeschlagene Kirche. Nach der Begräbnismesse wurde der Sarg von den Kapuzinerpatres unter Fackelschein in die Gruft getragen. Dort wurde der Sarg nochmals geöffnet, und der Kustos überzeugte sich von der Identität des Verstorbenen. Einige Wochen später wurde der Holzsarg im Beisein eines Hofbeamten in den Übersarkophag gestellt und für immer verschlossen.
RESTAURIERUNG
Alte Fotos und Beschreibungen der Gruft vermitteln einen Eindruck davon, in welch schlechtem Zustand sich vor allem die älteren Särge befanden. Ständige Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen und die permanenten Besucherströme hatten natürlich Folgen: Korrosionskrater, Löcher und Risse entstanden. Vor allem horizontale Flächen hatten begonnen, Schicht um Schicht abzublättern, Bodenplatten waren durchgebrochen, Schmuckelemente begannen sich abzulösen, waren durch Zersetzung abgebrochen oder Gruftbesucher hatten sie entwendet. Die Gusskerne zahlreicher Figuren hatten sich mit Feuchtigkeit vollgesogen und von innen die Form gesprengt, Sargwände sich unter dem Gewicht ihrer Deckel verzogen. Die erste Restaurierungskampagne erfolgte in den Jahren 1852/53. 1956 wurde die „Gesellschaft zur Rettung der Kapuzinergruft“ ins Leben gerufen, um die Öffentlichkeit über den gefährdeten Zustand der Gruft zu informieren und Mittel für eine Restaurierung aufzubringen und erste Sanierungsarbeiten einzuleiten. Als Voraussetzung für alle weiteren Maßnahmen stand an erster Stelle die Schaffung von zusätzlichem Raum und die Trockenlegung der Gruft. 1960 wurde der Bau der Neuen Gruft fertiggestellt, und nach der Überstellung von 26 Särgen aus der überfüllten Toskanagruft konnte mit den ersten Trockenlegungsarbeiten begonnen werden. Die Arbeit in der Kaisergruft erfordert hochqualifizierte Fachleute. Die Restaurierung und Konservierung der Kunstwerke erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Kapuzinern, der „Gesellschaft zur Rettung der Kapuzinergruft“, dem Bundesdenkmalamt und dem Wiener Altstadterhaltungsfonds. Um zukünftigen Generationen die einmaligen Werke der Kaisergruft zu erhalten, ist die Klimatisierung der Gruft geplant. Die nötigen Arbeiten werden in nächster Zeit beginnen.
DIE GRÜNDERGRUFT
Die Gründergruft ist der älteste Teil der Kaisergruft (1622 – 1632), der auf die Stiftung der Kaiserin Anna zurückgeht, und unter der Kaiserkapelle liegt. Der Raum ist niedrig, schmuck- und fensterlos und durch ein barockes Gitter von der Leopoldsgruft getrennt. Hier stehen die schlichten, truhenähnlichen Sarkophage des Stifterpaares, Kaiserin Anna (1, 1585 – 1618) und Kaiser Matthias (2, 1557 – 1619).
DIE LEOPOLDSGRUFT
Mit seinem Auftrag zur Erweiterung der von Anna und Matthias gestifteten Gruft hatte Kaiser Ferdinand III. den Grundstein zur habsburgischen Erbbegräbnisstätte bei den Kapuzinern gelegt. Nach dem Regierungsantritt seines Nachfolgers Leopold I. 1657 wurde mit dem Ausbau der Leopoldsgruft begonnen, die direkt unter dem Hauptschiff der Kirche liegt. 1701 wurde die Anlage noch einmal in Richtung Westen bis in die heutige Karlsgruft hinein erweitert. In der Leopoldsgruft befinden sich neben den Kolumbarnischen mit 12 Kindersärgen 16 Sarkophage und 2 Herzurnen.
DIE KARLSGRUFT
Die Karlsgruft ist die erste Gruft, die man über die Stiege vom Klostergang aus betritt. Sie befindet sich direkt unter dem Altarbereich und dem Mönchschor der Kapuzinerkirche und fasziniert durch einige der schönsten Arbeiten der Kaisergruft. Sie ist als Fortsetzung der Leopoldsgruft angelegt und wurde unter Kaiser Joseph I. (1710) und unter Kaiser Karl VI. (1720) von Lukas von Hildebrandt erbaut. Insgesamt ruhen in der Karlsgruft acht Habsburger.
MARIA THERESIEN GRUFT
Die Maria Theresien Gruft ist der glanzvollste Vergrößerungsbau der Gruft. Dieses Mausoleum wurde 1753 unter dem Sakristeigarten errichtet. Der Raum wurde von Maria Theresia und Kaiser Franz I. Stephan selbst entworfen, ebenso wie der prachtvolle Doppelsarkophag, auf dessen Deckel die Figuren des Kaiserpaares ruhen. Um den elterlichen Sarkophag reihen sich die Särge ihrer Kinder. Ingesamt fanden in der Maria Theresien Gruft 16 Personen ihre letzte Ruhestätte. Als einzige Nicht-Habsburgerin ist die Gräfin Karoline Fuchs- Mollard, Erzieherin der Kaiserin, hier bestattet.
DIE FRANZENSGRUFT
1824 entschloss sich Kaiser Franz II. (I.) zu einer neuerlichen Erweiterung der kaiserlichen Begräbnisstätte, da weder für ihn noch für seine Nachkommen- schaft in der Gruft Platz vorhanden war. Der Kaiser gab den Auftrag, im rechten Winkel zur Maria Theresien Gruft eine neue Grabkammer anzulegen. Sie ist achteckig, im Stil des Biedermeier gehalten, und die Särge sind symmetrisch aufgestellt. Heute ruhen in der Franzensgruft Kaiser Franz II. (I.) und seine vier Gemahlinnen (ursprünglich waren es elf Personen, darunter die zweite Gattin Napoleons, Kaiserin Marie Louise und ihr Sohn, der Herzog von Reichstadt).
DIE FERDINANDSGRUFT
Nördlich an die Franzensgruft schließt die sehr kühl wirkende Ferdinandsgruft an. Der Bau dieser Gruft erfolgte 1842 gleichzeitig mit dem Neubau des baufällig gewordenen Klosters im Auftrag Kaiser Ferdinands I. Für die Erweiterung mussten die zwei Schlusswände der Franzensgruft durchbrochen werden. Im Gegensatz zu früher sind die Nischen heute zugemauert, nur vier Marmortafeln verraten die Namen jener 37 Habsburger, die in einer großangelegten Umbettungsaktion 1960 hier bestattet wurden, um die Platznot in der Toskanagruft zu mildern. In der Gruft selbst sind Kaiser Ferdinand I. und seine Gemahlin bestattet.
DIE TOSKANAGRUFT
Diese 21m lange und 5m breite Gruft entstand gleichzeitig mit der Ferdinandsgruft und ist von ihr durch einen Torbogen getrennt. Ihren Namen erhielt sie nach der von Kaiser Franz I. Stephan begründeten Nebenlinie Habsburg-Toskana. Ursprünglich glich sie einem unansehnlichen Sargdepot mit fast fünzig Särgen, heute beherbergt sie durch den Zubau der Neuen Gruft und die Umbettung zahlreicher Leichname in die Wandnischen der Ferdinandsgruft nur mehr 14 Sarkophage. Diese sind alle sehr schlicht, aus Kupfer oder aus Gelbguss gearbeitet.
DIE NEUE GRUFT
Zur Entlastung der beengten Gruft, der Schaffung eines klimatisch günstigen Raumes und und zur besseren Erhaltung der Särge – der Platzmangel in der Toskanagruft hatte jede Pflege der Objekte unmöglich gemacht – wurde 1960 mit dem Bau der Neuen Gruft unter dem Klostergarten begonnen. Sie ist 280m² groß und bietet Raum für 26 Särge. 1962 waren die Arbeiten abgeschlossen, die Gruft konnte von Kardinal Franz König eingeweiht werden. Die unbearbeiteten Betonwände sollen den Eindruck eines ausgeschachteten Grabes vermitteln. Die Wandtafel in der Neuen Gruft ist Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Gemahlin Sophie Herzogin von Hohenberg gewidmet.
DIE FRANZ JOSEPHS GRUFT
Anlässlich seines 60.Regierungsjubiläums hatte Kaiser Franz Joseph 1908 weitere Kellerräume des Klosters in die Gruft einbeziehen lassen und den Auftrag gegeben, eine Kapelle und ein würdiges Mausoleum für sich, seine Gattin Elisabeth und den Thronfolger zu gestalten. Nach Fertigstellung der Gruft und der anschließenden Kapelle wurden die ursprünglich in der Ferdinandsgruft aufgestellten Särge von Elisabeth und Rudolf überführt, sowie nach fast 150 Jahren wieder ein Altar errichtet.
DIE GRUFTKAPELLE
Die neue Gruftkapelle wurde gleichzeitig mit der Franz Josephs Gruft im Auftrag Kaiser Franz Josephs errichtet. Sie beherbergt eine Gedenkbüste Kaiser Karls I. (145) und den Sarg seiner 1989 verstorbenen Gattin Kaiserin Zita (146). Die Madonnenstatue (147) widmeten die ungarischen Frauen 1899 dem Gedenken an Kaiserin Elisabeth. 2007 wurde hier der Sohn Kaiser Karls I., Carl Ludwig (148), bestattet. 2011 fanden auch Otto (Sohn von Karl I.) und dessen Gattin Regina (gest. 2010) hier ihre letzte Ruhestätte.
Öffnungszeiten:
Täglich 10-18 Uhr
Donnerstag 9-18 Uhr (Letzter Einlass 17:40)
Führungen (Dauer ca. eine Stunde) :
Mittwoch bis Samstag,
14:00 deutsch,
15:30 englisch (auch zweisprachig engl./dt. möglich)
Preise:
Erwachsene: 7,50 (mit Führung: 10,50)
Ermäßigter Eintritt: 6,50 (mit Führung: 9,50)
Familien: 16,50 (mit Führung: 25,50)
Kinder bis 14 Jahre, Schüler im Klassenverband: 4,50 (mit Führung: 7,50)
Wir akzeptieren unter anderem „Vienna-Card“ und „Vienna-Pass“
Kapuzinergruft, Kapuzinerkloster Wien I.
Tegetthoffstraße 2
A-1010 Wien
E-Mail: info@kapuzinergruft.com
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